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Die Manfred Raguse Kolumne im Dezember

Liebe ORVIS-Freunde,
die extreme Nässe gerade in der zweiten Novemberhälfte hier im Norden Deutschlands, mit Überschwemmungen, Hochwasser und der Gefahr von Deichbrüchen, bildete in weiten Teilen des vergangenen Monats nicht gerade eine ertragreiche Kulisse für die Fliegenfischer. Aber gelegentlich gab es doch den einen oder anderen halbwegs schönen Tag. So nutzte ich die Chance, am letzten Sonntag noch einmal an meinen kleinen Heidebach zu kommen und zu sehen, wie es den Äschen geht. Diese haben noch bis zum 15. Januar Saison.

Hier und etwas oberhalb gab es an meinem kleinen Heidebach früher immer aktive Äschen.

Dieser Bach ist mir seit Beginn meiner Mitgliedschaft 1970 intim bekannt und ich habe dort früher viele schöne Tage verbracht, mit der Trockenfliege und auch beim Nymphenfischen. In dieser Zeit war ich fasziniert dabei, mit Hilfe der zeitgemäßen Fliegenfischer-Literatur ( u. a. z. B. Erich Stoll/ Hans Gebetsroither: „Hohe Schule auf Äschen“, 1972) viel über diese Fischerei zu lernen und zu probieren.
In den letzten Jahren war die Zeit knapp und ich bin nur sehr selten dort gewesen. Bei diesen Besuchen waren bei Begegnungen mit anderen Vereinsmitgliedern auch meist pessimistische Töne zu hören. Die Hauptschuld an einem schwachen Fischbestand trägt wohl der Kormoran, wie zu vernehmen ist. Trotzdem glaubte ich am letzten Sonntag an vergangene Erfolge anknüpfen zu können und war rechtzeitig am Wasser, weil ich mich nur zu gut daran erinnere, dass im späten November die Äschen bei gutem Wetter gern auf sehr kleine Fliegen stiegen.  Ich bin gut gerüstet und möchte meine neue Helios 3 „F“ (für fein) mit feinstem Vorfach und winzigen Fliegen einsetzen. In meiner Posigrip  Fliegendose sind winzige Mückenimitationen auf dem Einfädler wie auf einer Perlenkette aufgereiht und gaukeln mir ein „nimm mich“ vor.

Bild oben: Ich möchte meine neue Helios 3 „F“ (fein) mit feinstem Vorfach einsetzen…

In diesem kleinen Blasenteppich (unten, Mitte) zeigten sich doch früher immer kleine Ringe…

Aber es blieb ruhig, selbst zur besten Tageszeit waren keine Aktivitäten von Äschen auszumachen. Und es sind keinerlei Insekten zusehen! Der Bach sieht gut aus, man hat ihn in teilweise richtig zuwachsen lassen und korrigierende Eingriffe hat es in diesem Bereich schon lange nicht mehr gegeben. Das Wetter ist vielversprechend. Aber wo sind die Insekten?
Der reife Erich Stoll hatte damals nach erfahrungsreichen Jahren geschrieben: „Heute bin ich der Auffassung, dass das Thema Fliegen stark überbewertet wird“. Ok, er hatte das natürlich anders gemeint. Er wollte damals sagen, dass er mit nur wenigen Fliegenmustern auskommt und von der heute offensichtlichen Problematik, der weit verbreiteten Abwesenheit natürlicher Insekten, hat er damals nichts geahnt.

Aber hier, unterhalb des Einlaufes sind doch früher bei jedem Wetter Fische gestiegen…

Sie alle haben es bemerkt: Fährt man mit dem Auto über Land, sind es nur noch ganz wenige Insekten, die auf der Windschutzscheibe kleben bleiben. Die meisten erinnern sich daran, dass dieses mal ganz anders war. Der Rückgang der Insektenbiomasse ist ein Fakt und inzwischen eindrucksvoll dokumentiert. Ein hoher Stellenwert kommt der Studie der Radboud-Universität Nijmegen zu. In ihr wird der großflächige drastische Rückgang der Insekten in Deutschland dargestellt. Die Grundlage dieser Untersuchung sind die Daten, die über einen Zeitraum von 27 Jahren seit 1989 vom Entomologischen Verein Krefeld in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg mittels aufgestellter Insektenfallen in 63 Naturschutzgebieten gesammelt wurden. Obwohl während eines so langen Untersuchungszeitraums Schwankungen auftreten, ist die Tendenz unstrittig. Es gibt sogar in Naturschutzgebieten etwa nur noch ein Viertel so viele Insekten, wie zu Beginn der Untersuchungen, d. h., der Verlust beträgt seit 1989 mehr als 75% der Biomasse! Außerhalb der Naturschutzgebiete dürfte es noch schlechter aussehen. Aber es gibt nur wenige Untersuchungen und das liegt daran, dass es sehr schwierig ist, für wissenschaftliche Untersuchungen dieser Art Mittel zu bekommen. Die Chemische Industrie und die Landwirtschaft sind daran interessiert viel Gewinn zu machen und Kosten dieser Art werden gerne vermieden, insbesondere, wenn die Politik korrumpiert ist oder schläft. Sie lenkt lieber von solchen Problemen ab und fordert gar nicht erst Untersuchungen. Die etablierten Parteien haben auf ganzer Linie versagt!
Dennoch ist die Forschung nach den Ursachen weiter vorangekommen und als Hauptursache werden von den Wissenschaftlern die Folgewirkungen der Intensivierung der Landwirtschaft genannt. Großflächige Umgestaltungen der Landschaft sind nur in geringerem Maße verantwortlich, denn der Rückgang der Insekten wurde ja in Naturschutzgebieten festgestellt. Auch der Klimawandel scheint hier nicht so eine gravierende Rolle zu spielen, denn es wurden steigende Durchschnittstemperaturen festgestellt.

Idyllischer Bachlauf in der Heide, aber wo sind unsere Insekten geblieben?

Es scheint so, als ob die Landwirtschaft vergessen hat, im Einklang mit der Natur zu leben, zu große Freiräume genießt, die Natur viel zu stark belastet und in ihrer Kalkulation die Schädigung der Umwelt vergessen hat. Dies ist nur deshalb möglich, weil die etablierten Parteien sich scheuen, daran etwas zu ändern. Deshalb ist mein Frust über die Zerstörung der Insektenvorkommen ohne Gegenwehr der langjährig regierenden Parteien grenzenlos. Gerade der aktuelle Skandal um die Verlängerung der Nutzungserlaubnis des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat durch Agrarminister Christian Schmidt (CSU) verstärkt meinen Frust, zumal der Minister mit dümmlichen Statements in der Öffentlichkeit agiert und zumindest als „Bauernopfer“ im wahrsten Sinne des Wortes einen sofortigen Rausschmiss verdient hätte, wozu es wohl leider nicht kommen wird. Das Totalherbizid Glyphosat vernichtet nicht nur das eigentliche Unkraut, sondern tötet flächendeckend alle Pflanzen auf dem Acker. Damit entzieht es Insekten, Vögeln und anderen Tieren die Nahrungsgrundlage, warnt das Bundesumweltamt (UBA). Es ist fraglich, ob es irgendwann möglich sein wird, den in den genannten Insekten-Untersuchungen geschilderten Trend umzukehren. Ich bin entschlossen, mich dafür aktiv einzusetzen und hoffe, Sie sehen es ähnlich. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Dezember, mit schönen Festtagen, an denen hoffentlich etwas von ORVIS* untere dem Baum liegt und einem guten Rutsch.
Herzlichst, Ihr Manfred Raguse

*Eine Gelegenheit, noch ein Geschenk von ORVIS zu besorgen haben Sie noch auf einigen Hausmessen im Dezember und natürlich jederzeit bei Ihrem ORVIS Händler. Gute Atmosphäre herrschte auf der Fliegenfischer-Hausmesse bei Spezi Erfurt vor wenigen Tagen.

Oben: Gute Stimmung auf der Hausmesse bei Spezi Erfurt. Unten: Jungangler (im Vordergrund!) mit ORVIS Practicaster, einem besonders coolen Geschenk.

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