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Die Manfred Raguse Kolumne im Januar

Liebe ORVIS-Freunde,
ich wünsche Ihnen einen glücklichen und gesunden Start ins Jahr 2018 und hoffe, Sie werden im Laufe des Jahres viele spannende Stunden am Wasser zubringen und sich fischereiliche Träume erfüllen. Nachdem ich am 28. und 29. Dezember noch zwei wunderschöne, aber fischereilich erfolglose Tage mit meinem Boot auf einem Brandenburger See verbracht habe, nimmt die Planung der neuen fischereilichen Agenda 2018 verstärkt meine Aufmerksamkeit in Anspruch.

Beim Einstrippen eines großen Wiggletail-Streamers von Fulling Mill (www.fliegen-shops.de) an meinem vorletzten Tag am Wasser in 2017.

Selbst die brandenburgische Antwort auf „Moonlight on Mrs. Higginbotham“ bringt keinen Biss.

Das Licht schwindet. Die Fische stehen jetzt tief. Am Bug sieht man meine neue elektrische Ankerwinde, die sich mit dem 7,5 kg schweren Pilzanker bestens bewährt hat, weil das Ankern per Hand in großen Tiefen ein mühsames Geschäft ist.

Die Abenddämmerung am brandenburgischen See an meinem letzten Tag am Wasser in 2017 weckt viele Emotionen. Von hier aus habe ich noch etwa zwei Kilometer bis zur Hütte zu rudern.

In den Abendstunden allein am See wurde ich von eindrucksvollen Erinnerungen eingeholt und wurde sehr nachdenklich, bevor ich die zwei Kilometer zu meiner Hütte zurückruderte. Ich musste an mir sehr wertvolle Freunde denken, die im vergangenen Jahr verstorben sind, ein schwerer Verlust für den Schutz der bedrohten Bestände des atlantischen Wildlachses. Am 13. März war Prinz Richard zu Sayn-Wittgenstein – Berleburg überraschend im Alter von 82 Jahren gestorben. Mit ihm hatte ich viele Jahre zur selben Zeit an einem schwedischen Meerforellenfluss gefischt, er war einige Male bei mir an der Gaula und nach seiner Genesung fischten wir unlängst wieder an einem westnorwegischen Fluss zusammen. Prinz Richard hatte u.a. als engagierter Lachsschützer mit seiner Ehefrau, Prinzessin Benedikte zu Dänemark, eine Schlüsselfunktion im dänischen Lachsschutz und war ein verdienstvoller Unterstützer des North Atlantic Salmon Fund (NASF).

Prinz Richard 1996 im alten NFC Hauptquartier an der Gaula.

Erfahrungsaustausch nach der Morgenfischerei: Prinz Richard und Manfred Raguse in Schweden.

Am 1. Juli erreichte mich an der Gaula die Nachricht vom Tode Orri Vigfússon’s, der an diesem Tag im Alter von 74 Jahren, nur wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag, unvorhergesehenen gesundheitlichen Komplikationen im Zusammenhang mit Lungenkrebs erlag. Die atlantischen Lachse, die sich seit einigen Jahrzehnten in einer existentiellen Krise befinden, haben mit Orri ihren wichtigsten Unterstützer verloren und die Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Wildlachse zu retten, einen nicht zu ersetzenden Visionär. Ich persönlich fühlte mich Orri, seit er mich erstmals 1994 in Norwegen besuchte, sehr nahe. Dies wurde durch zahlreiche gemeinsame Unternehmungen und Begegnungen vertieft.
Als in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Weidegründe der Lachse von beiden Seiten des Atlantiks um Grönland und die Faröer Inseln entdeckt wurden, führte dies zum Einsatz von unzähligen Meilen von Treibnetzen und Langleinen zusätzlich zu den küstennahen Fischereien mit den verschiedensten Netzen und den Habitats Zerstörungen zu einem drastischen Rückgang der Wildlachsbestände, ähnlich, wie es Orri bereits in den sechziger Jahren bei den Heringen erlebt hatte.

Besuch an der Gaula 1994: v. l. n.r. Mortan Carlsen, Manfred Raguse, Orri Vigfússon

Er entschloss sich, den Rest seines Lebens dem Schutz der Wildlachse zu widmen und gründete zu diesem Zweck den NASF, mit dem er seine Vision anstrebte, den Beständen des Atlantischen Lachses durch vielfältige Aktivitäten wieder zu historischen Dimensionen zu verhelfen. Durch den Aufkauf von Netzfangqoten im Nordatlantik, mit Verträgen, die die Interessen sowohl der kommerziellen Fischer, als auch der Lachsschützer berücksichtigten, konnte dauerhaft eine Verminderung der Ausbeutung der Wildlachsbestände erreicht werden und Schätzungen zufolge rettete der NASF zehn Millionen, oder mehr Wildlachse.

Der Prince of Wales nimmt regen Anteil an den Aktivitäten des NASF.

Orri war es gelungen, in mehreren Ländern, darunter auch Deutschland (Wanderfische ohne Grenzen www.wanderfische.eu, NASF Deutschland),  nationale Sektionen des NASF aufzubauen und arbeitete mit vielen nationalen und internationalen Organisationen zum Wohle der Wildlachse zusammen. Seine unermüdlichen Lachschutzaktivitäten brachten ihm die weltweite Anerkennung von Umweltschützern, er hatte eine Vielzahl von bedeutsamen Ehrenämtern und bekam  zahlreiche internationale Auszeichnungen von Regierungen, Königshäusern und Verbänden.
Es ist kaum möglich, die durch Orri Vigfússon‘s verfrühten Tod entstandene Lücke zu füllen und es ist zu hoffen, dass die fortdauernden Diskussionen unter den internationalen Lachsschützern über die künftige Formatierung des Lachsschutzes bald wirksame Ergebnisse bringen werden. ORVIS hat immer wieder mit großzügigen Spenden den NASF unterstützt und ich bin sehr zuversichtlich, dass dies auch weiterhin geschieht.

In den heiligen Hallen des Flyfishers‘ Club in London anno 1998: Manfred Raguse übergibt einen Scheck von ORVIS für den Lachsschutz an Orri Vigfússon.

Es gibt neue ORVIS Filme und eine gute Auswahl davon wurde von Daniel Göz und Anton Hamacher am 20. November beim „DOWN THE HATCH“ Festival im Kino „Orfeus Erben“ in Frankfurt gezeigt. Das Interesse war groß und wir hoffen, dass Anton und Daniel auch im nächsten Jahr wieder zumindest eine Veranstaltung machen. Sehen Sie bitte den kleinen Film über dieses Ereignis, das Daniel Göz gefilmt hat.
In der kalten Jahreszeit bietet es sich an, von weit entfernten Reisezielen für Fliegenfischer zu träumen und Reisen dorthin zu planen, zumindest, wenn man nicht ein schönes Huchen- oder Äschengewässer zur Verfügung hat. Auch bei mir ist wieder so einiges in der Planung, neben Schweden, England und Norwegen steht auch wieder Kuba auf meinem Programm. Darüber erfahren Sie mehr, wenn Sie mal auf www.internationalflyfishersclub.com reinschauen. Vielleicht haben Sie ab dem 23.03.2018 Lust mit zu kommen?
Ich wünsche Ihnen einen schönen Januar und hoffe, Sie schaffen es, an ein gutes Huchen- oder Äschengewässer zu kommen, oder vielleicht sogar den Frühling auf der gegenüber liegenden Seite der Weltkugel zu erleben.
Herzlichst, Ihr
Manfred Raguse

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